Das Nibelungenlied

Illustrationen, gemalt auf dem iPad

Siegfried im Kampf mit dem Lindwurm:
"Der Lindwurm war oben und an den Seiten gepanzert und nur am Bauche verwundbar. Siegfried wartete auf ihn in der Grube, den nackten Balmung [Name des Schwertes - d.A.] in der rechten Faust, ... . Als nun Fafner, so der Name des Lindwurms, aus der Höhle gekrochen kam, schnob er Gift, und es troff herab auf Siegfrieds Kopf. ... Er wartete kaltblütig, bis die Herzgegend  des Untiers über die Grube glitt; dann stieß er zu, dass die Schwertspitze an den Rückenpanzer prallte, zog schnell zurück  und sprang seitwärts aus der Grube heraus, ehe das in Strömen hervorbrechende Drachenblut sie ausfüllte."

Siegfried badet im Blut des Lindwurms:
"Seine Haut ist vollständig mit Horn überzogen. Er hat sich im Blut des erschlagenen Drachen gebadet, da ist ihm ein Panzer gewachsen, der ihn unverwundbar macht. Außerdem besitzt er die Tarnhaut, mit der er sich jeden Blickes entziehen kann, ..., und er besitzt auch das Schwert Balmung, das schärfste aller Schwerter, die je ein Held geschwungen hat!"

Siegfried kommt an den Hof nach Worms:
"So wurde dann Siegfried mit den höchsten Ehren empfangen; der König [Gunther - d.A.] ging ihm entgegen und führte ihn am Arm in den Saal und die Ritter verbeugten sich vor ihm. ... Sogar Kriemhild sprach freundlich mit ihren Gespielinnen von dem jungen Gast aus den Niederlanden. Sie hatte ihn einmal vom Fenster ihres Gemachs beim Turnier gesehen und seitdem blickte sie stets aus dem Fenster, wenn Siegfried kämpfte, ..."

Brünhild, Königin von Island:
"Die fabelhaftesten Dinge berichtete man von einer Königin fern  über der See. Sie sollte ebenso unmäßig schön wie stark sein, und wer um sie freite, so hieß es, musste sie im Speerwerfen, Steinstoßen und Weitspringen besiegen, und wenn er nur einmal verlor, freite er den Tod. Unzählige tapfere Helden hatten versucht, Brünhild zu erobern und alle hatten sie ihren Kopf darum geben müssen." 

König Gunther kämpft mit der Königin Brünhild:
"Da sagte Brünhild: "Zuerst werden wir den Stein werfen. Dann werden wir springen. Zum Schluss werden wir die Speere aufeinander schleudern. Noch könnt ihr umkehren! ..." Siegfried aber trat hinter König Gunther und flüsterte ihm zu : "Verzagt nicht! Ich werde euch mit meinen Künsten schon beistehen!" Da sagte König Gunther zu Brünhild: "Ich setze mein Leben um eure Liebe! ..." Da ließ Brünhild die Kampfbahn rüsten."

Hochzeitsnacht des König Gunthers und seiner Gemahlin, Brünhild [I]: 
"König Gunther war toll vor Begierde, bei ihr zu liegen. Sobald, als es nur eben schicklich war, hob er die Tafel auf. ... König Gunther aber ging es in dieser Nacht schlecht. Als Brünhild sich bis aufs Hemd ausgezogen hatte, blies der König die Kerze aus und versuchte, sie zu umarmen, allein sie stieß ihn zurück. ... Da versuchte sie König Gunther zu zwingen. Dabei zerriss er ihr Hemd. ..."

Hochzeitsnacht des König Gunthers und seiner Gemahlin, Brünhild [II]:

"... Da band Brünhild den König mit dem Gürtel, den sie immer um den Leib trug, und hängte ihn an einen Nagel an der Wand auf, damit er sie nicht mehr belästige.  ... So hing er die ganze Nacht, indes Brünhild schlief, und wenn er je Kräfte hatte, so schwanden sie diese Nacht dahin. ... Am Morgen band ihn Brünhild ab und der König legte sich neben sie ins Bett und rührte sie nicht an, ..."

Siegfried bezwingt mit Hilfe seiner Tarnhaut König Gunthers Frau, die Königin Brünhild:
"Indes schritten Brünhild und König Gunther feierlich, wie es die Sitte verlangte, zum zweiten Beilager durch die Burg. ... Als der König mit Brünhild ins Schlafgemach trat,  verlöschte plötzlich ein Windstoß die Lichte. Günther verriegelte die Tür. Dann verbarg er sich hinter dem Vorhang, der das Bett samt Polster und Stufen umgab.  ... Siegfried legte sich neben Brünhild, die sich auszog.  ... Dann krachte ein Leib auf die Stufen und Siegfried schrie auf. Dann rangen wieder zwei Leiber: Sie rangen erbittert. König Gunther aber stand hinter dem Vorhang und sah nichts und lauschte.  ... Es dröhnte und krachte eine Ewigkeit ... Dann stöhnte Brünhild. Dann schwieg sie. ... Da war mit ihrer Jungfräulichkeit ihre Kraft gebrochen. ... "

Siegfried verrät seiner Frau, Kriemhild, das Geheimnis:
"In dieser Nacht sagte Siegfried nichts, ... . Aber später verriet er ihr's doch. Er hatte Brünhild auch den Gürtel, mit dem sie ihn wie Gunther hatte binden gewollt, vom bloßen Leib genommen und auch einen goldenen Fingerring. ... Später schenkte er Kriemhild Gürtel und Ring."

Die Königinnen Brünhild und Kriemhild beschimpfen einander:
"Vor dem Münster wartete Brünhild auf Kriemhild. Die erschien im Gefolge der Nibelungen. "Ihr habt mich Hure beschimpft", sagte Brünhild, "wie wollt ihr dieses Schandwort beweisen? Glaubt ihr, ich ließe mich derart verleumden? Heraus mit eurem Beweis!"
Da sagte Kriemhild: "Kennt ihr diesen Ring? Nicht wahr, er gehört euch! Mein Siegfried zog ihn euch vom Finger, als er euch die Unschuld genommen hat!" 
Das war Brünhilds schwerste Stunde und der blinde Zorn übermannte sie. ..."

Königin Brünhild sinnt auf Rache:
"In dieser Nacht kamen alle hochedlen Herren Burgunds in Brünhilds Gemach. Sie rieten und wogen Verlust und Gewinn. ... Hagen aber sagte: "Jeder Zauber hat seine taube Stelle! Auch Siegfried wird nicht unverwundbar sein! Hat er aber ein Geheimnis, so wird er es Kriemhild verraten haben und ich werde es ihr entlocken."

Siegfried wird von Hagen getötet:
"Das Wasser sprudelte klar und kalt. Endlich erschien König Gunther und hinter ihm Hagen. Der König legte sich über die Quelle und trank. Nach ihm trank Siegfried. Da räumte Hagen des Helden Köcher und Bogen und Schwert in die Büsche, den Speer aber stieß er ihm durch das Zeichen zwischen den Schultern ins Herz. Da spritzte Siegfrieds Blut auf Hagens Gewand. ... Da er mit dem Tode rang, wurden alle Blumen von seinem Blut rot. Dann verstummte er. " 

Königin Kriemhild trauert um ihren Ehemann, König Siegfried:
"Da beugte sich Kriemhild über den Toten, der schneeweiß im schneeweißen Linnen lag. Sie küsste ihm die Augen, die Wangen und den Mund. Dabei weinte sie Tränen aus Blut. Dann brach sie abermals zusammen und man musste sie wegtragen. ... Auch viele der Nibelungen hatten drei Tage und drei Nächte gefastet und waren der Ohnmacht nahe. Es war eine Trauer nach edelstem Brauch."